Ein Multifutterplatz wie das Pfahlsystem sorgt für Vogelvielfalt!

Ein Bericht von Prof. Dr. Martin Kraft
MIO - Marburger Institut für Ornithologie und Ökologie e.V.

Ein Multifutterplatz wie das Pfahlsystem sorgt für Vogelvielfalt!

Wie ich schon oft berichtete, kann man an Vogelfutterhäuschen nicht nur Vögel aus nächster Nähe beobachten, sondern deren Verhalten auch ganz genau studieren. Zunächst einmal fällt auf, dass verschiedene Arten in unterschiedlichen Farben und Größen erscheinen. Dazu äußern sie auch noch verschiedene Rufe und sie fressen teilweise unterschiedliches Futter. Manche kommen oft ins Futterhäuschen, andere hängen bevorzugt an den Energiekuchen und Futterautomaten, aber es gibt auch Arten, die sich zumeist am Boden aufhalten und entweder dort die Reste verzehren oder ausgestreutes Körnerfutter und Haferflocken, Mais, Weizen oder Gerste. Je unterschiedlicher die Arten sind, desto sicherer kann man Rangordnungshierarchien an den Futterplätzen beobachten, wobei zumeist die größeren Arten den kleineren überlegen sind, aber es ist nicht immer so.

Diese Streitereien haben mich schon als Kind sehr interessiert und ich habe es für die Schule in Form eines genauen Aufsatzes und farbigen Zeichnungen festgehalten. Um die Streitigkeiten deutlich zu mindern, empfiehlt sich das Pfahlsystem von VIVARA, das ich an den Martins­weihern bei Niederwalgern testen durfte, wobei sich herausstellte, dass dort oft zuviel Wind und manchmal sogar Sturm herrschten, welche das ganze System trotz sicherer Verankerung einfach umbliesen. Außerdem stellten sich ein paar Ostschermäuse, Wald- und Gelbhalsmäuse, Wanderratten und vor allem Waschbären ein, die sowohl die Futter- und Wasserschalen als auch die aufgehängten Energiekuchen, Meisenknödel und Futterhäuschen entweder komplett entwendeten oder zerstörten. So kam ich zu dem Schluss, dass das Pfahlsystem doch besser an einem sicheren Ort im eigenen Garten aufgestellt werden sollte.

Dennoch möchte ich einige Beobachtungen schildern: Das Pfahlsystem lässt sich schnell zusammenbauen und im Boden verankern. Durch die verschiedenen Haken in unterschiedlichen Höhen des Grundpfahls sowie den Schalen, die ich für Futter und Wasser nutzte, lassen sich unterschiedliche Futtersorten und sogar kleine Vogelhäuschen und Futterautomaten anbringen. So kann man Energiekuchen, Meisenknödel, Streufutter, Sonnenblumenkerne, Nüsse, Haferflocken, aber auch gefriergetrocknete Mehlwürmer (im Sommer auch frische) und anderes Fettfutter in verschiedenen Höhen anbieten. Durch dieses Multisystem lassen sich Streitigkeiten deutlich mindern. Zusätzlich streute ich aber auch am Boden Futter aus. Zwar sind die Martinsweiher nicht mit einem Gartenfutterplatz zu vergleichen, aber ich will gerne mal die Vogelarten nennen, die den Multifutterplatz besuchten: Höckerschwan, Graugans, Blässgans, Kanadagans, Nilgans, Stockente, Pfeifente, Rebhuhn, Blässhuhn, Teichhuhn, Ringeltaube, Hohltaube, Türkentaube, Grün-, Grau-, Bunt-, Mittel- und Kleinspecht, Wendehals, Kolkrabe, Rabenkrähe, Dohle, Eichelhäher, Elster, Neuntöter, Amsel, Sing-, Rot- und Wacholderdrossel, Garten- und Hausrotschwanz, Rot- und Schwarzkehlchen, Star, Zilpzalp, Garten-, Dorn-, Klapper- und Mönchsgrasmücke, Grauschnäpper, Heckenbraunelle, Zaunkönig, Kleiber, Schwanzmeise, Blau-, Kohl-, Sumpf- und Weidenmeise, Gartenbaumläufer, Feld- und Haussperling, Girlitz, Buch-, Berg- und Grünfink, Stieglitz, Birken- und Erlenzeisig, Bluthänfling, Gimpel, Kernbeißer, Gold- und Rohrammer. Unter den Beutegreifern waren Steinmarder, Iltis, Hermelin, Mauswiesel, Habicht, Sperber, Turmfalke und Uhu. Es ergab sich demnach eine große Artenvielfalt und damit entstanden ganz hervorragende Beobachtungs­möglichkeiten. Mit einer solchen Diversität hatte ich auf keinen Fall gerechnet, aber das Pfahlsystem mit dem unterschiedlichen Futter in verschiedenen Höhen ermöglichte das Ganze!

So kann ich es Ihnen auf jeden Fall empfehlen, aber stellen Sie es an einen windgeschützten und sicheren Ort in Ihrem Garten. Sie werden sehen, dass sich auch bei Ihnen eine große Vogelvielfalt einstellen wird!

Prof. Dr. Martin Kraft


Pfahlsysteme von Vivara