Schmetterling des Jahres 2019 – das Schachbrett

Ein Bericht von Prof. Dr. Martin Kraft

Schachbrettfalter - Schmetterling des Jahres 2019

Die BUND NRW Naturschutzstiftung hat gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen (Schmetterlingsforscher) das Schachbrett Melanargia galathea zum Schmetterling des Jahres 2019 gekürt! Damit möchte die Stiftung auf die Bedrohung dieser Schmetterlingsart durch die intensive Landwirtschaft aufmerksam machen. Ich selbst kenne das Schachbrett von Kindesbeinen an und hatte es damals auch in meiner Sammlung. Heute würde ich eine solche Schmetterlingssammlung nicht mehr anlegen, denn es ist sehr gut möglich, sie selbst mit dem Smartphone zu fotografieren, um dann ein Foto-Artenarchiv zu erstellen.

Das Schachbrett oder auch der Schachbrettfalter gehört in die Familie der Edelfalter (Nymphalidae) und innerhalb dieser in die Unterfamilie der Augenfalter (Satyrinae). In dieser Familie findet sich etwa ein Drittel aller europäischen Tagfalterarten. Die oberseits schwarz-weiße, an ein Schachbrett erinnernde Färbung gab dem hübschen Schmetterling seinen Namen. Mit einer Spannweite von etwa 4 bis 5 cm gehört das Schachbrett zu den mittelgroßen Arten. Am häufigsten findet man es auf blumenreichen Wiesen, auf Brachflächen, an Wegrändern und auf Kleefeldern sowie überall dort, wo es viele Blüten gibt. Auch Disteln werden oft aufgesucht, um Nektar zu saugen. In warmen Jahren fliegen die Schachbrettfalter von Anfang Juni bis manchmal sogar Mitte September. Im vergangenen Jahr waren sie bei uns in Mittelhessen ausgesprochen häufig wie seit vielen Jahren nicht mehr, aber auch aktuell fliegen sie wieder in vielen blumenreichen Biotopen. Das Schachbrett hat ein weites Verbreitungsgebiet in Europa, fehlt aber im größten Teil Spaniens, Großbritanniens und in Nordeuropa. Es kommt aber auch in Marokko, Algerien und Tunesien sowie in der Türkei vor.

Die Weibchen lassen ihre Eier im Flug einfach auf grasige Flächen fallen, denn verschiedene Grasarten bilden die Hauptnahrung der Raupen. Diese schlüpfen im Sommer und sind rosa gefärbt. Ohne jedwede Nahrung aufzunehmen, überwintern sie in der Streu am Boden und werden zumeist erst im März des Folgejahres aktiv. Dann kann man sie an den verschiedenen Gräsern fressen sehen. Dort verpuppen sie sich und bilden die neue Generation der schwarz-weiß gefärbten Tagfalter. Mir hat diese Schmetterlingsart immer besonders gut gefallen, weil sie oberseits sehr kontrastreich, unterseits aber auch ein schönes, eher braun-weißes Scheckenmuster trägt. Am hier beschriebenen Lebenszyklus wird aber deutlich, dass Schach­brettfalter auf früh gemähten Wiesen kaum eine Chance zur Vermehrung haben. Deshalb ist es wichtig, dass es in unserer Kulturlandschaft ein reichhaltiges Mosaik aus blütenreichen, extensiv genutzten Wiesen, Brachflächen, Kleeäckern und Blühflächen innerhalb auch intensiv genutzter Landwirtschaft geben muss. Davon profitiert eine Vielzahl von Insekten und anderen Wirbellosen, die im ökologischen Beziehungsgefüge eine bedeutsame Rolle spielen.

Erst das jüngst beschriebene Insektensterben lässt nun endlich auch die Politik aufhorchen, denn ohne Insekten werden auch wir Menschen nicht überleben können. Deshalb ist es unabdingbar, dass zunehmend Ackerrandstreifen und Blühflächen in unserer Agrarlandschaft angelegt werden, dass auf den Einsatz von Pestiziden gänzlich verzichtet wird, dass wieder mehr Flächen stillgelegt werden, und dass zunehmend auf biologischen Ackerbau umgestellt wird. Auch in unseren Gärten sollten wir vom Sauberkeitswahn deutlichen Abstand nehmen und weite Bereiche nicht wöchentlich abrasieren, sondern große Flächen schaffen, auf denen Blumen ihre Blütenpracht entfalten können. Legen Sie diese auch an sonnenreichen Stellen an und setzen sie sich für Blumenwiesen in den Ortschaften und in der offenen Feldmark ein. Bei uns gibt es glücklicherweise immer mehr Landwirte, die Blühflächen schaffen, weil diese auch staatlich bezuschusst werden. Diese Subventionen sind aber besonders wichtig und sinnvoll, um langfristig wieder mehr Naturland entstehen zu lassen, wovon wir letztlich alle profitieren!

Prof. Dr. Martin Kraft


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