Wie gehen Vögel mit Hitze um?

von Prof. Dr. Martin Kraft

MIO – Marburger Institut für Ornithologie und Ökologie e.V.

Lange Hitzeperioden sind nicht nur für uns Menschen, sondern auch für viele Vögel sehr belastend. Im Gegensatz zu uns Menschen haben Vögel aber keine Schweißdrüsen, aber wie kühlen sie sich ab? Eine Möglichkeit ist das Hecheln, was man an heißen Tagen bei vielen Vogelarten sehen kann, selbst bei denen, die am Wasser leben. Beim Ein- und Ausatmen verdunstet Wasser im Schnabel, wodurch Wärme abgegeben wird. An heißen Tagen kann man bei Mauerseglern und Schwalben Stoßbaden beobachten, wie sie aus vollem Flug ins Wasser eintauchen und oft auch zum Trinken dicht über die Wasseroberfläche fliegen. Graureiher und Tauben landen manchmal inmitten auf dem Wasser und lassen sich eine Weile treiben, um sich abzukühlen. Bei Tauben dient das Treiben mit ausgebreiteten Schwingen auf dem Wasser aber auch zum Trinken. Sie saugen das Wasser auf.

Der erste Artikel, den ich vor vielen Jahrzehnten veröffentlichte, hieß „Badespaß in jeder Pfütze“. Vögel sind sehr reinliche Tiere, die selbst mitten im Winter in Pfützen oder an Gewässerrändern baden. An heißen Tagen im Sommer nehmen die Badeaktivitäten aber deutlich zu. 

Dann kann man auch bei Gänsen und Enten beobachten, wie sie ausgelassen planschen und oft auch völlig untertauchen. Das geschieht manchmal sogar im Verband, was offenbar „ansteckend“ ist, denn nicht selten brodelt das Wasser regelrecht. Wir können Vögeln aber auch helfen, indem wir in Gärten, auf Balkonen und Terrassen Wasserschalen aufstellen, die häufig von allen möglichen Vogelarten aufgesucht werden. Dabei zeigen Vögel oft kaum Scheu und lassen sich gut beobachten und fotografieren. Das Aussehen der Wasserschalen spielt dabei keine Rolle, denn es gibt sie in einfachen bis zu kunstvollen Varianten. Da ist Ihrer Fantasie keine Grenze gesetzt. Allerdings ist immer darauf zu achten, dass stets frisches Wasser angeboten wird.

Weißstörche baden übrigens auch oft und sehr ergiebig, aber sie nehmen auch Wasser auf, um es den Jungen zum Trinken zu geben. An ganz heißen Tagen bespritzen sie ihre roten Beine mit weißem Kot, denn das darin erhaltene Wasser verschafft beim Verdunsten Kühlung. Das ist auch der Grund, weshalb wir im Sommer viele Störche mit weißen statt roten Beinen sehen. Die in ausgedehnten Steppen und Wüsten brütenden Flughühner kommen regelmäßig morgens und abends an Wasserstellen, um zu trinken, aber sie können im Bauchgefieder auch Wasser aufnehmen und später an ihre Jungen zum Trinken wieder abgeben.

In Nistkästen oder Höhlen brütende Vögel können an heißen Tagen große Verluste erleiden, weil die Jungen völlig überhitzen. Dem lässt sich vorbeugen, wenn man Nistkästen an schattigen Plätzen anbringt. Manche Arten suchen Flucht am Nestausgang oder an Dachöffnungen und fallen oft zu Boden, wobei das oft zum Tode führt, aber viele überleben auch und müssen dann von Menschen versorgt werden. Ist aber abzusehen, dass wieder kühlere Tage kommen, sollte man unversehrte Jungvögel wieder ins Nest oder in den Nistkasten zurücksetzen, denn sie werden von den Altvögeln weiterhin gefüttert.

An heißen Tagen sollten wir Nistplätze genauer im Visier haben, um rechtzeitig Hilfe zu leisten, aber wir sollten auch immer genügend frisches Wasser in Schalen anbieten. Die Vögel werden es annehmen und sehr gute Beobachtungsbedingungen bieten!

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