Fledermäuse sind seit jeher von Geheimnissen und Missverständnissen umgeben. In der Folklore und den Medien werden sie oft als unheimliche Nachtgeschöpfe dargestellt. Doch in Wirklichkeit spielen diese nachtaktiven Säugetiere eine entscheidende Rolle in unserem Ökosystem.
Wir räumen mit gängigen Mythen auf und zeigen die wahren Fakten über diese faszinierenden Tiere.


Mythos 1: Fledermäuse sind blind
Fakt: Die Redewendung „blind wie eine Fledermaus“ ist irreführend. Fledermäuse sind nicht blind – im Gegenteil, sie haben funktionierende Augen und können gut sehen. Viele Arten nutzen ihr Sehvermögen zur Orientierung, besonders bei schwachem Licht.
Zusätzlich verfügen Fledermäuse über eine einzigartige Fähigkeit: die Echolokation. Durch das Aussenden von hochfrequenten Lauten und das Empfangen der Echos können sie ihre Umgebung in völliger Dunkelheit erfassen und präzise navigieren.
Mythos 2: Fledermäuse sind fliegende Nagetiere
Fakt: Auch wenn Fledermäuse äußerlich an Nagetiere erinnern, gehören sie zu einer ganz eigenen Ordnung: den Chiroptera, was „Handflügler“ bedeutet. Diese Einordnung unterscheidet sie klar von Nagetieren und zeigt ihren einzigartigen evolutionären Ursprung. Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können – eine Fähigkeit, die sie im Tierreich besonders macht.
Mythos 3: Alle Fledermäuse sind Blutsauger
Fakt: Die meisten Fledermausarten ernähren sich von Insekten, während andere Früchte oder Nektar fressen. Lediglich drei Fledermausarten, die als Vampirfledermäuse bekannt sind, ernähren sich von Blut – und selbst sie bevorzugen Nutztiere statt Menschen. Diese Arten leben in Lateinamerika und machen nur einen winzigen Teil der über 1.400 Fledermausarten weltweit aus.


Mythos 4: Fledermäuse sind Schädlinge und übertragen Krankheiten
Fakt: Fledermäuse sind äußerst nützlich für das Ökosystem, da sie natürliche Schädlingsbekämpfer sind. Eine einzige Fledermaus kann in einer Nacht Tausende von Insekten vertilgen, was nicht nur der Landwirtschaft zugutekommt, sondern auch den Einsatz von Pestiziden reduziert.
Zwar können Fledermäuse Krankheiten wie Tollwut übertragen, doch das Risiko für Menschen ist sehr gering, solange man keine Wildfledermäuse berührt. Falls man von einer Fledermaus gebissen wird, sollte man jedoch umgehend einen Arzt aufsuchen.


Mythos 5: Fledermäuse fliegen in die Haare von Menschen
Fakt: Die Vorstellung, dass Fledermäuse absichtlich in die Haare von Menschen fliegen, ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Fledermäuse sind hervorragende Flieger mit exzellenter Navigation und weichen Hindernissen – auch Menschen – geschickt aus.
Wenn eine Fledermaus einem Menschen nahekommt, dann geschieht das meist zufällig, etwa weil sie einem Insekt folgt, das von Licht oder menschlicher Aktivität angezogen wurde.


Mythos 6: Fledermäuse sind für die Umwelt unbedeutend
Fakt: Fledermäuse spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem. Insektenfressende Fledermäuse regulieren die Schädlingspopulationen, fruchtfressende Arten tragen zur Verbreitung von Samen bei, und nektarfressende Fledermäuse bestäuben zahlreiche Pflanzen.
Diese ökologischen Funktionen sind essenziell für die Artenvielfalt und unterstützen sowohl die Landwirtschaft als auch die Forstwirtschaft.


Wie kann man Fledermäuse unterstützen?
Fledermäuse zu schützen beginnt mit Wissen und Bewusstsein. Hier sind einige einfache Möglichkeiten, um ihren Bestand zu fördern:
- Fledermauskästen aufhängen: Diese bieten Fledermäusen sichere Unterschlupfmöglichkeiten, insbesondere in Gebieten, in denen natürliche Höhlen fehlen.
- Pestizide vermeiden: Chemische Mittel töten Insekten, die eine wichtige Nahrungsquelle für Fledermäuse sind. Ein naturnaher Garten hilft, Fledermäuse zu unterstützen.
- Natürliche Lebensräume bewahren: Der Schutz von Wäldern, Feuchtgebieten und anderen natürlichen Umgebungen trägt dazu bei, dass Fledermäuse genug Lebensraum und Nahrung finden.
Indem wir Fledermaus-Mythen aufklären und ihre Bedeutung für die Natur anerkennen, können wir dazu beitragen, ihre Populationen zu schützen und mit ihnen in Harmonie zu leben.