Solitärbienen – die fleißigen und unentbehrlichen Helfer im Garten

Ein Bericht von Prof. Dr. Martin Kraft

Solitärbienen – die fleißigen und unentbehrlichen  Helfer im Garten

Im Leben eines Ornithologen spielen die Vögel eine entscheidende Rolle, aber man sollte dabei nicht vergessen, dass gerade die Insekten eine für uns Menschen sehr wichtige Tiergruppe sind. Das wird derzeit vor allem deutlich, wenn man mit den enormen Rückgängen der jedem Menschen bestens vertrauten Honigbiene konfrontiert wird. Ein Aussterben der vielen fleißigen Bienen würde eine ökologische Katastrophe auf unserem Planeten bedeuten, sind sie doch für die Blütenbestäubung und damit letztlich für das Gedeihen vieler Obstsorten maßgeblich verantwortlich.

Nun, die Honigbienen sind publikumswirksam, aber die kleinen, oft unscheinbaren, aber auch teilweise sehr bunten Solitärbienen, salopp auch als Wildbienen bezeichnet, machen das Gros der Bienen überhaupt aus. Sie sind Einzelgänger, bei denen Weibchen und Männchen als Larve überwintern, bevor sie im Frühjahr aus ihren Brutröhren schlüpfen, um für den Nachwuchs zu sorgen. Dabei sind die Weibchen darauf angewiesen, sich so schnell wie möglich mit einem Männchen zu verpaaren, denn ihr Leben dauert nur wenige Wochen. Dennoch gehören die kleinen Solitärbienen zu den fleißigsten Bestäubern vieler Sträucher und Obstbäume in unseren Gärten und sind damit unentbehrliche Helfer für uns Menschen. Glücklicherweise nimmt das Interesse für die vielen Wildbienenarten bei Naturschützern seit einigen Jahren sehr stark zu, denn es werden in Gärten, Parks und vielen Schutzgebieten so genannte „Insektenhotels“ gebaut, weil man dort sehr schöne und vielfach völlig unbekannte Beobachtungen und zudem einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt leisten kann!

In den feinen Bambusröhrchen oder mit kleinen Löchern versehenen Lehmsteinen siedeln sich gerne Solitärbienen der unterschiedlichsten Arten an wie beispielsweise die „Gehörnte Mauerbiene“ Osmia cornuta der Unterfamilie „Bauchsammlerbienen“ (Megachilinae), bei denen die Weibchen an der als Sammeleinrichtung entwickelten Bauchbehaarung, der „Bauchbürste“, leicht zu erkennen sind. Diese Bauchbürste ist sehr variabel gefärbt und unterscheidet sich oft von der restlichen Behaarung des Hinterleibs. Innerhalb dieser Unterfamilie unterscheidet man die Mauerbienen der Gattung Osmia, die von untersetzter Gestalt und meistens pelzig behaart sind. Mit fast 40 Arten ist die Gattung der Mauerbienen in Mitteleuropa sehr stark vertreten. Den auffälligen Namen erhielt das Insekt, weil die Weibchen vorn an der Stirn zwei deutliche „Hörner“ tragen. Wie viele Solitärbienen erscheinen die Männchen der gehörnten Mauerbiene in milden Frühjahren bereits Anfang März, etwa zwei bis drei Wochen vor den Weibchen. Die Flugzeit dauert bis in den Juni hinein. Man findet sie nicht selten in südexponierten Steilwänden, an Wegrändern, in Hohlwegen, in Parks, auf Friedhöfen und in Ortschaften. Im Gegensatz zur nah verwandten Roten Mauerbiene Osmia rufa, ist die Gehörnte Mauerbiene eher eine mediterrane Art, die sich im Zuge der globalen Klimaerwärmung aber immer weiter nach Norden ausbreitet. Neben warmen Kies- und Sandgruben, Hohlwegen und Steilwänden findet sie sich zunehmend in Ortschaften, weil dort ein günstigeres Klima vorherrscht.

An warmen Tagen lohnt es sich, das Treiben der Wildbienen, aber auch vieler anderer Arten an unseren Insektenhotels genau zu beobachten, um vielleicht auch mal eine Gehörnte oder Rote Mauerbiene zu entdecken. Lange Bambusröhrchen oder Hohlräume in Ziegelsteinen werden gerne besiedelt. Die Nester werden dabei mit lehmiger Erde von den Weibchen gebaut. Sofort nach dem Nestbau wird mit der Sammlung von Pollen und Nektar zur Versorgung der Larven begonnen, wobei die kleinen Insekten erstaunliche Bestäubungsleistungen in unseren Gärten und andernorts vollbringen! Die bei der Gehörnten Mauerbiene früher schlüpfenden Männchen finden sich in den mündungsnahen Zellen und erscheinen im Frühjahr an den Nesteingängen. Dort warten sie auf die später schlüpfenden Weibchen, um sich zumeist im Eingangsbereich der Nester zu paaren. In warmen Jahren kann sich die Gehörnte Mauerbiene gut reproduzieren und scheint sich immer neue Lebensräume zu erobern.

Insektenhotels sollte man immer so positionieren, dass sie gut von der Sonne beschienen werden können. Um jedoch die fleißigen Insekten und deren Nachwuchs vor Fressfeinden wie Singvögeln und Spechten zu schützen, empfiehlt es sich, einen engmaschigen Draht als Schutz vor der Südwand der Insektenhotels anzubringen! Damit haben wir ungestörte Bruthilfen für zahlreiche Insekten geschaffen, die für unsere Gärten sehr wertvoll sind!

Prof. Dr. Martin Kraft


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