Pro und Kontra von Nistkästen aus Holz und Holzbeton

Ein Bericht von Prof. Dr. Martin Kraft

Pro und Kontra von Nistkästen aus Holz und Holzbeton

Als ich zu Beginn der 80er Jahre auf den Marburger Lahnbergen mit meinen Forschungen über die Auswirkungen ganzjährig verabreichten Zusatzfutters auf Brutbiologie und Populationsdynamik frei lebender Vögel begann, war es ganz wichtig, leicht zu kontrollierende Nistkästen aufzuhängen, deren Vielfalt in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat. Damals benutzte ich selbstgebaute Holznistkästen und die gängigen Holzbetonnistkästen. Damit ich diese besser und zur Brutzeit einmal pro Woche kontrollieren konnte, hing ich viele Kästen in Augenhöhe, andere in etwa 2 bis 3 Metern Höhe gut geschützt in Bäume auf. Im Bereich der optimal ausgestatteten Futterstelle fing ich die Vögel mit Japannetzen und markierte sie mit Farbringen. Zusätzlich konnten brütende Altvögel sowie Jungvögel in den Nistkästen ebenfalls mit Farbringen versehen werden. Damit konnte ich die Entwicklung der Jungvögel auch nach dem Ausfliegen individuell gut verfolgen, während die Farbringe bei den Altvögeln wertvolle Hinweise zu Territorialität, Ortstreue und Wanderverhalten lieferten. Für mich als oft im Freiland arbeitenden Berufsornithologen bildeten die Nistkästen also eine wichtige Basis für alle Forschungen, aber auch allgemein haben Nistkästen eine große Bedeutung für alle Menschen, die Vögel hautnah erleben möchten.

Leider sind viele strukturreiche Gärten, aber auch Feldgehölze, Streuobstwiesen und Mischwälder vielerorts selten geworden, sodass sich immer weniger geeignete Nistmöglichkeiten finden. Deshalb ist es wichtig, sich im Naturschutz für den Erhalt alter, morscher und toter Bäume stark zu machen, um natürliche Nistgelegenheiten zu fördern, aber es ist auch wichtig, in weniger natürlichen Lebensräumen Nistkästen aufzuhängen. Diese künstlichen Nistgeräte stellen regelrechte „Traumwohnungen“ für Vögel dar, die ganzjährig genutzt werden. Vor dem Aufhängen von Nistkästen sollte man eine genaue Standortanalyse durchführen und die Vögel im Garten, in Parks, Feldgehölzen und Wäldern genau beobachten, damit eine richtige Auswahl verschiedener Nistgeräte getroffen werden kann. Einfache Holznistkästen haben den Vorteil, dass beim Bau der Fantasie kaum Grenzen gesetzt sind. Es ist jedoch wichtig, für Höhlenbrüter, wie beispielsweise Meisen und Trauerschnäpper, möglichst runde Einfluglöcher mit einem Durchmesser von 28 bis 34 mm zu bohren. Die Nistkästen sollten auch nicht zu klein und stets kontrollierbar sein. Richten Sie die das Einflugloch in Richtung Osten, Südosten oder Süden, an geschützten Stellen auch in andere Himmelsrichtungen aus. Je mehr Bäume und Sträucher Sie in Ihrem Garten haben, desto besser ist es, denn die Vögel brauchen Schutz vor Feinden. Da Buntspechte sehr erfolgreiche Nesträuber sind, sollte man an jeden Holznistkasten ein aus Blech oder Aluminium bestehendes Sicherheitsschild anbringen, damit das Einflugloch nicht aufgemeißelt werden kann. Zudem sollten die Nistkästen auch vor Katzen und anderen Beutegreifern gut geschützt aufgehängt werden, am besten frei schwebend. Sie können aber auch direkt am Haus oder in und an Gartenhäuschen Nistkästen anbringen. Für Garten- und Hausrotschwänze, Rotkehlchen, Amseln, Grauschnäpper und Zaunkönige empfiehlt es sich, Halbhöhlen-Nistkästen aufzuhängen.

Der Bau von Holznistkästen kann auch von Kindern und Jugendlichen im Rahmen bestimmter geselliger Aktionen durchgeführt werden, welches ein großer Vorteil der Schulung für die Naturschutzarbeit ist. Allerdings halten Holznistkästen weniger lang als Holzbetonnistkästen und sie können, falsch aufgehängt, auch rasch zu Schädigungen der Jungvögel durch Überhitzung führen. Hängen Sie also niemals Nistkästen in die pralle Sonne oder auf südexponierte Balkone. Holzbetonnistkästen sind zum Eigenbau weniger geeignet, aber sie halten sehr lange und bieten immer ideale Innentemperaturen. Aus Sicht der Vielfalt im eigenen Garten empfehle ich sowohl Nistkästen aus Holz wie auch aus Holzbeton. Unterm Dach kann man auch Spezialnistkästen und Kunstnester für Mauersegler, Schwalben, Stare und Sperlinge anbringen, innerhalb der Ortschaften auch Schwalbenhäuser, die oft von Mehlschwalben angenommen werden. Für spezielle Aktionen mit Kindern und Jugendlichen halte ich neben den schon geschilderten Gründen auch den Bau von Steinkauzröhren, Eisvogel-Kunststeilwänden sowie Nistkästen für Turm- und Wanderfalken, Schleiereulen und Wasseramseln für sehr sinnvoll.

Insgesamt bieten die vielfältigen Nistgeräte ideale Möglichkeiten, sowohl häufige Gartenvögel als auch seltene Vögel genau zu beobachten sowie deren Leben und das Verhalten der Jungvögel zu studieren. Dass Nistkästen nach der Brutzeit gesäubert werden müssen, versteht sich dabei von selbst. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, an geeigneten Stellen Bäume und Rasen einfach mal wachsen zu lassen und neue Gehölze anzupflanzen. Mit den aufgehängten Nistgeräten und der Förderung vielfältiger Lebensräume leisten Sie einen wichtigen Beitrag für den Natur- und Artenschutz!

Prof. Dr. Martin Kraft


Vivara Nistkästen aus Holz und Holzbeton